Der Jahrhundert-Garten

Wenn Fernweh zu Heimweh wird

Wasserspiele, dichte Rasenflächen und mit Blüten beladene Bäume... Ein verwunschener Garten wie er im Buche steht, passend zur zugehörige Villa. Liebevoll geplant und umgesetzt wirkt der Garten viel älter als er in Wahrheit ist.

Man könnte meinen, dieser verwunschene Garten wäre nahezu ebenso alt wie die schnörkellose Villa aus dem Jahre 1906. Die großen Gehölze, der alte Brunnen und der regionale Ruhrsandstein mit seiner Patina schaffen diese perfekte Illusion. Wohnhaus und Garten fügen sich zu einem harmonischen Bild, das jedoch erst seit zwei Jahren so existiert. Vor der Umgestaltung bestand das Grundstück, einmal abgesehen von der hundertjährigen Rhododendron-Gruppe, überwiegend aus einer abschüssigen Rasenfläche und wurde bis auf das Gewächshaus kaum genutzt. Nun sollte das ungeliebte Grün aber an den Garten von einst in Südfrankreich mit Gemüse, Kräutern, wilden Stauden und altem Baumbestand erinnern.

Lage des Gartens Bergisches Land, NRW
Größe des Gartens 1.100 m²
PlanungsbüroIngo Sperling Exclusiv-Gestaltung
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AusführungIngo Sperling Exclusiv-Gestaltung
FotografieIngo Sperling
Aus einem langweiligen, ungeliebten Garten entstand eine Landschaft, die bereits nach anderthalb Jahren so wirkt, als hätte sie (…) eine hundertjährige Vergangenheit.

Ingo Sperling

Nahe am Haus entstand ein Schwimmteich mit Holzdeck, aufwendig gestaltet aus Sandsteinmauern, Felsen und Blockstufen. Wild und verwunschen wirkt dieser Teil, nicht zuletzt dank der hundertjährigen Rhododendron-Gruppe, die zu einem lichten Mangroven-ähnlichen Miniaturwald am Ufer umgestaltet wurde. Durch den gezielten Einsatz von Licht wird diese verwunschene Atmosphäre noch unterstrichen. Das Plätschern des Wasserfalles übertönt Verkehrsgeräusche, sodass der Eindruck einer Waldlichtung mit Blaubeeren, Walderdbeeren und immergrünen Farnen nicht getrübt wird. Dieser Waldcharakter wird im unteren Bereich des Hangs mit den alten aufgeasteten Portugiesischen Lorbeergehölzen wieder aufgenommen. Die Bepflanzung geht beim Feuerplatz in eine Stauden- und Graslandschaft über, welche von drei urigen Sicheltannen (Cryptomeria japonica) akzentuiert wird. Das Pflanzenbild darf dabei ruhig ein bisschen wild sein, das ist gewollt und passt zur Gestaltung. Zwischen dem oberen Bereich und dem bisher kaum genutzten Hang wurde ein fließender Übergang geschaffen. Also wurde der Hang mit organisch geformten Natursteinmauern terrassiert. Eine begehbare Hochbeetanlage für Kräuter und Gemüse befindet sich nun im Zentrum, bestehend aus einem quadratischen Hochbeet mit einem sieber Meter hohen Chinesischen Blumenhartriegel (Cornus kousa chinensis) und einem Rahmen aus zwei L-förmigen Hochbeeten. Dort hindurch führt ein Trittplattenweg inmitten von Stauden. Um dem Garten einen geschützten Charakter zu geben, wurden bis zu 8 Meter hohe Gehölze zur Straße hin gepflanzt. „Dadurch werden die Sichtachsen schon aus der oberen Ebene des Gartens auf die weniger attraktiven Ausblicke gebrochen“, erklärt Ingo Sperling. Gleichzeitig schaffen die Bäume und Sträucher fließende Übergänge zur Umgebung, sodass die Anlage weitläufiger wirkt als sie eigentlich ist. Das Flair des südfranzösischen Gartens konnte so auch mit zur Witterung passenden Pflanzen umgesetzt werden und besticht durch seinen ganz eigenen Charme. „Unser Fernweh wurde zu Heimweh“ – dieses Gefühl der Auftraggeber ist ein schönes Kompliment an den Gartengestalter.

Impressionen