Im englischen Garten

Englische Gartenkultur am Niederrhein

Ein typischer, englisch anmutender Sommergarten - nicht nur wegen der vorwiegend im Juni und Juli blühenden Stauden. Auch die Blickachsen und Rasenflächen im Spiel mit kleineren Wasserflächen lassen hier ein sommerliches Gefühl aufkommen.

„Wir sind mit Leib und Seele Gärtner und lieben Pflanzen. Mit Schottergärten haben wir ein echtes Problem, nicht nur wegen des Klimawandels. Man muss den Menschen doch zeigen, welche Gärten der Seele gut tun“, finden Wiebke Lahrmann-Wesser und Michael Wesser. Die beiden Gartenbauprofis und bekennende Staudenliebhaber vom Niederrhein begannen daher, vor einigen Jahren mit der „Offenen Gartenpforte“ einen Gegentrend zur „Schotter-Garten- Tristesse“ zu initiieren und ihren eigenen Familiengarten für Besucher zu öffnen. Es ist ein vielfältiger, ein gewachsener Garten, der sich mit den Lebensumständen und Bedürfnissen seiner Besitzer immer wieder wandelt. Man sieht ihm an, dass er liebevoll gepflegt wird, dass er der Familie viel bedeutet. Alte Bäume wie die große Esche (Fraxinus excelsior) im Zentrum des Gartens haben hier ebenso ihren Platz wie der Nutzgarten mit Gemüse, Kräutern und Bauerngartenstauden – als solcher war dieser Garten vor 150 Jahren einmal angelegt worden. Heute ist er vor allem von typisch englischen Staudenrabatten (mixed borders) mit reicher Blüte im Juni und Juli geprägt – eine Gartenreise in die Cotswolds hatte das Paar dazu inspiriert und den Ausschlag für die Umgestaltung in einen Staudengarten gegeben.

Lage des GartensWesel am Rhein, NRW
Größe des Gartens1.485 m²
PlanungsbüroWesser GmbH Gärten, Grün & Service
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AusführungWesser GmbH Gärten Grün & Service
Fotografiegalabau-wesser.de
Der Staudengarten hat seinen Blüh-Höhepunkt im Juni und Juli und ist ein typischer Sommergarten.

Wiebke Lahrmann-Wesser (nicht im Bild) und Michael Wesser

Nun blühen im langgestreckten Staudenbeet Sonnenhut (Echinacea purpurea) und Flammenblume (Phlox), Taglilie (Hemerocallis) und Schönaster (Kalimeris), Ehrenpreis (Veronica), Duftnessel (Agastache), Salbei (Salvia), Kugeldistel (Echinops) und Indianernessel (Monarda). Gleichzeitig sind die Beete auch Experimentierfeld für neue Sorten und Pflanzkombinationen, die Gartenbau-Techniker Michael Wesser auf Langlebigkeit und Gartentauglichkeit testet. Seine Erfahrungen gibt er dann gerne an Interessierte weiter. Nach und nach wurden weitere Bereiche umgestaltet, während andere Areale des alten Gartens erhalten blieben. Als das Bürogebäude mit einem formalen Anbau erweitert wurde, entstand ein eigenes Gartenzimmer am Teich. Trittsteine führen über das Teichwasser direkt in den Garten. So wurde eine Verbindung zwischen dem geradlinigen Gebäude und den geschwungenen organischen Formen der Anlage geschaffen. Direkt am Teich befindet sich mit dem kreisrunden Holzdeck einer ihrer Lieblingsplätze im Schutz der alten Esche, der einen Rundumblick gewährt. Über geschwungene Wege erschließen sich weitere Räume, die, je nach Gusto und Jahreszeit, sonnige oder schattige Sitzplätze und immer neue Perspektiven bieten. Völlig neue Ein- und Ausblicke ergeben sich vom luftigen Metall-Pavillon auf dem Rhododendron-Hügel im sonst ebenerdigen Gelände. Dort blickt man z. B. auf den „weißen Garten“, den das Paar nach dem Vorbild Sissinghurst Castle Garden anlegte. Es ist ein Garten mit einer langen Geschichte, in dem Altes bewahrt und mit Neuem zusammenstimmend verbunden wird. Für Wiebke Lahrmann-Wesser und Michael Wesser bedeutet er weit mehr: Er ist ein Ort der Ruhe, gleichzeitig aber auch des Austausches mit Menschen, die ebenso pflanzenbegeistert sind wie sie. Und natürlich ist er auch ein Ort, an dem die beiden Gartenbau-Profis anschaulich beweisen können, dass gute Gartengestaltung viel, viel mehr kann als nur Schotter.

Impressionen