Der Garten der zehn Jahreszeiten

Niederrheinischer Hof mit stimmungsvollen Gartenzimmern

Ein Garten ist dem Wechselspiel der Jahreszeiten zwangsweise unterworfen. Dass es hier aber nie langweilig wird und in jeder Phase etwas Neues zu bestaunen gibt, zeigt dieses Projekt.

Die vier Jahreszeiten kennt jeder – aber wer kennt noch den phänologischen Kalender mit seinen zehn Jahreszeiten? Dieser teilt Frühling, Sommer und Herbst jeweils in drei Phasen ein, inklusive einer Phase für den Winter als Zeit der Vegetationsruhe. Und wer könnte wohl erst recht all diese Phasen im eigenen Garten beobachten? Auf diesem Grundstück am Niederrhein ist das tatsächlich möglich – hier kann man den Wandel der Jahreszeiten hautnah erleben. Dabei existierte dort vor einigen Jahren nichts als ein landwirtschaftliches Feld. Als die Familie den alten Aussiedlerhof erwarb, stand das Haus noch auf freier Fläche und war von der Straße aus komplett einsehbar. Brigitte Röde gestaltete daraus einen vielfältigen Familiengarten, der Vorbildcharakter in Sachen Pflanzenverwendung hat. Doch zunächst ging es der Landschaftsarchitektin darum, eine Gliederung für die schwierige Grundstücksform zu finden: und zwar, indem sie die große Fläche in unterschiedliche Gartenzimmer aufteilte und gestaltete. Eine Rolle spielte hierbei der Himmel mit seiner großen Bandbreite an zyklischen Veränderung. Ein Garten verändert sich eben nicht nur mit den Jahreszeiten, sondern auch mit dem Wetter.

Lage des GartensViersen, Niederrhein (D)
Größe2.400 m²
PlanungsbüroBrigitte Röde - Planungsbüro Garten und Freiraum
Zum Profil
AusführungUwe Hoffmann Garten- und Landschaftsbau
FotografieGary Rogers
Die zehn Jahreszeiten des phänologischen Kalenders sind an der Bepflanzung ablesbar und prägen den Garten immer wieder aufs Neue.

Brigitte Röde

Im Staudengarten lässt sich zum Beispiel der Wandel der Natur besonders gut beobachten. Entlang einer sich verjüngenden Rasenachse warten doppelseitige Staudenbeete mit all ihrer Schönheit und Vielfalt auf – nach dem Vorbild der englischen double borders. Staudenklassiker wie die Flammenblume 'Dorffreude' (Phlox paniculata), Sonnenhut 'Goldsturm' (Rudbeckia fulgida var. sullivantii) und Sonnenbraut (Helenium) beleben die langgestreckten Beete zusammen mit Strukturgebern wie Chinaschilf und Rispenhortensien – eine Kombination, die zu jeder Jahreszeit ein attraktives Gartenbild bietet. Vielleicht ist der Spätherbst aber am reizvollsten, wenn der Raureif die feinen Strukturen der Halme, Blätter und Blütenstände auf das Genaueste herausarbeitet. Vom Fenster im Wohnzimmer blickt man dann auf diese wunderbare Impression der Vergänglichkeit bis zu einem Podest mit Sitzplatz, das den Endpunkt der Blickachse bildet. Ausgehend vom Staudengarten, schließen sich weitere Gartenräume an, welche von Hainbuchenhecken unterteilt werden. Sogar an einen Küchengarten wurde gedacht – eine einstmals zentrale Einrichtung, die in unserer Zeit immer mehr in Vergessenheit gerät. Im Nussgarten findet man rot- und grünlaubige Haseln auf einer blühenden Wiese, zwischen denen Hängematten zum Entspannen einladen. Im Wohn- und Ruhegarten auf der Nordseite des Hauses befindet sich die Hauptterrasse. All die grünen Räume sind durch Platten- und Kieswege miteinander verbunden, in denen auch Stauden wachsen dürfen. Eine umlaufende Hainbuchenhecke behütet die Gartenzimmer, bietet Schutz vor Staub, Wind und neugierigen Blicken, während Heckentore immer wieder Ausblicke in die freie Landschaft erlauben.

Impressionen