Denderamauergarten

Der Garten der bewegten Steine

Jeder der sich schon einmal an Maurerarbeiten versucht hat - egal wie groß - weiß, dass das Schichten von Steinen zu einer stabilen und dann auch noch ästhetisch ansprechender Konstruktion gar nicht so einfach ist. Zur Kunst gebracht haben es aber die Planer bei diesem Projekt.

Eine solche Natursteinmauer ist ein Hingucker, ein Gartenschmuck der Extraklasse. Als würde sich eine Welle durch das Gestein bewegen, eine statische Mauer plötzlich in Schwingung geraten. Um so etwas bauen zu können, braucht man ein ausgeprägtes Gespür für die richtige Steinsetzung und viel Erfahrung. Über beide Eigenschaften verfügen Frank Schroeder und Nici Frank zweifelsfrei. Die Gartengestalter aus dem Bergischen Land haben hier Natursteine in höchster Handwerkskunst zu einem lebendigen Mauerbild aufeinandergeschichtet. Und das aus verschiedensten Materialien – Schieferplättchen, Grauwacke aus einem Nachbarsteinbruch, indische Grauwacke in verschiedenen Farbtönen und sogar Schiefer von einem abgerissenen Kirchendach wurden hier verbaut. Etwa 30 % Recyclingmaterial stecken in diesem Bauwerk. Auf die ausgefallene Idee kam das Paar, als sie Bilder von tektonischen Verwerfungen in Gesteinsbrocken sahen. „Denderamauer“ haben die beiden ihr Werk genannt – nach dem gleichnamigen Ort in Ägypten. Dort steht eine antike Natursteinmauer mit solch aufwendigen „Wellen“, die wohl das Meer symbolisierten.

Lage des GartensLindlar, NRW
Größe des Gartens600 m²
PlanungsbüroFrank Schroeder Gartenmanufaktur&Landschaftsbau
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AusführungFrannk Schroeder Gartenmanufaktur & Landschaftsbau
FotografieSibylle Pietrek
Die Kombination der geschwungenen Mauern mit der artenreichen Staudenbepflanzung – das macht diesen Garten aus.

Frank Schroeder und Nici Frank

Trotz aller Schönheit sind sie natürlich kein reiner Selbstzweck, sondern terrassieren den Hanggarten eines Einfamilienhauses. Um möglichst viele waagrechte Pflanzflächen zu bekommen, ziehen sie sich durch den gesamten Garten. Auch das zentrale Beet innerhalb des Grundstückes wird von einer dieser geschwungenen Trockenmauern eingefasst. Den Vorgarten, vormals mit einer Betonmauer zur Straße hin abgefangen, fasst nun eine ebensolche lebendige Mauer. Für die Gartenbesitzerin, eine Künstlerin, haben die „Denderamauern“ eine besondere Bedeutung. Sie verarbeitet in ihren Bildern gerne unterschiedliche Materialien wie Rost, Kohle oder Kupferspäne – mit einem ganz ähnlichen lebendigen Effekt. Doch dieser Garten lebt nicht nur von seinen geschwungenen, organischen Formen, sondern auch von einer artenreichen Gehölz- und Staudenpflanzung. Daher gesellt sich zum lebendigen Naturstein eine artenreiche Mischpflanzung mit insektenfreundlichen Wildstauden, trockenheitsverträglichen Arten und Steppenpflanzen. Feinhalm-Chinaschilf (Miscanthus sinensis 'Gracillimus') und Farne sorgen für Struktur und weiche Übergänge. Polsterstauden bedecken mal hier, mal dort die Mauerkronen und machen sie zu einem Teil der grünen Welt. Die schon vorhandenen rotlaubigen Gehölze blieben an ihrem Platz und wurden mit ebensolchen Sträuchern ergänzt, darunter der Holunder 'Black Lace' (Sambucus nigra), der Rotlaubige Säulen-Holunder 'Purple Tower' und die Dunkelrote Blasenspiere 'Diabolo' (Physocarpus opulifolius) – eine auffällige Bepflanzung, die ein Gegengewicht zu den Trockenmauern schafft. Stauden mit grauem Laub wie der Salbei 'Berggarten' (Salvia officinalis) und Blattschmuckstauden wie die Graublaue Funkie 'Halcyon' (Hosta tardiana) harmonieren mit den rotlaubigen Gehölzen. Dank dieser intensiven Pflanzenverwendung blüht von Februar (z. B. Lenzrose) bis Mitte Oktober (z. B. Herbst-Astern) immer etwas in diesem besonderen Garten. Und das war Frank Schroeder und Nici Frank auch besonders wichtig. Sie wünschen sich, dass Schottergärten bald der Vergangenheit angehören und Stauden in ihrer ganzen Breite wiederentdeckt und in die Gärten zurückkehren werden.

Impressionen