Die Insel des Lebens

Das blühende Handtuch

Ein kleines bisschen Grün und Blühen in der grauen Großstadt - das hat Soeren von Hoerschelmann mit diesem Projekt in Hamburg geschaffen.

Gerade einmal 90 m² misst dieser Garten – das ist kaum größer als eine durchschnittliche Hamburger Wohnung. Eine typische Parzelle innerhalb eines Wohnblocks entlang der Ausfallstraßen großer Städte. Hier wohnt man dicht an dicht – zusätzlicher Raum ist Luxus. Gerade deshalb lohnt es sich, aus diesem wertvollen Stückchen Grün etwas zu machen. Dieser Garten ist ein Gegenentwurf zur Ödnis aus einfallslosen, sterilen Rasenflächen. Es ist eine blühende Insel voller Leben, in der man in die Welt der Pflanzen eintaucht. Hier kann man Vögel beobachten, die in der dichten Hecke Schutz suchen, sich an den Früchten der Felsenbirne bedienen oder am Wasserstein baden. Gestaltet hat dieses blühende „Handtuch“ der Hamburger Landschaftsarchitekt Soeren von Hoerschelmann.

Lage des GartensHamburg
Größe des Gartens90 m²
PlanungsbüroSoeren von Hoerschelmann Garten- und Landschaftsarchitektur
Zum Profil
AusführungGaerten von Hoerschelmann GmbH
FotografieSoeren von Hoerschelmann
Dieser blühende Handtuchgarten ist eine Insel des Lebens zwischen all den sterilen Rasenflächen.

Soeren von Hoerschelmann

Ursprünglich bestand das Grundstück aus einer schütteren Rasenfläche mit Hainbuchen-Hecke, mehr nicht. Der Rasen wurde zunächst komplett zurückgebaut, die begrenzende Hecke als Wand für ein „grünes Zimmer“ übernommen. „Bei solch kleinen Gärten lohnt es sich, besonders gut zu planen. Man muss sich beschränken, gezielt auswählen und nicht unbedingt dem Rasenfetischismus frönen“, ist der Landschaftsarchitekt überzeugt. So ist Platz für die Gestaltungselemente Wasser, Stein und Pflanze, die einen Garten ausmachen, wobei die Hauptrolle immer die Pflanzen spielen. Erstaunlich, wie viel Pflanzenvielfalt auf so wenig Raum passt: Bienennährgehölze, wie der reich blühende Perlmuttstrauch (Kolkwitzia amabilis) oder der Winterschneeball (Viburnum bodnantense 'Dawn'), eine Insekten-freundliche Staudenvielfalt aus Witwenblumen (Knautia macedonica 'Mars Midget'), Steinquendel (Calamintha nepeta ssp. nepeta), Brandkraut (Phlomis russeliana), Gartenakelei (Aquilegia caerulea-Hybride 'Blue Star’), Rotem Sand-Thymian (Thymus serpyllum 'Coccineus’) und Storchschnabel (Geranium Hybride 'Rozanne’), ergänzt mit Zwiebelblühern für das Frühjahr wie Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) und Wild-Tulpen (Tulipa turkestanica). Sitzblöcke und ein Wasserstein aus Grauwacke setzen die einzigen „gebauten“ Akzente. Die Pflanzen gewähren Sichtschutz, vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit – gerade bei der dichten, mehrstöckigen Bebauung ein wichtiges Thema. Sitzt man im Garten, so bietet die Hecke eine gewisse Intimität. Vor ungebetenen Blicken schützen auch die zwei Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii), die eine Achse bilden und auf modellierten Bodenlinsen thronen. Unter den Felsenbirnen machen sich Walderdbeeren (Fragaria vesca var. vesca) breit: Wenn die dankbaren Bodendecker in Massen fruchten, verströmen sie einen aromatischen Duft – ein sinnliches Gartenerlebnis. Ein Pfad aus Kies führt durch die Pflanzung, der sich weitet, um sich dann wieder zu verengen. Zwischen Weg und Pflanzung gibt es keine harten Grenzen, da der Kies als Deckschicht und gleichzeitig als Mulch dient. So könnte der Garten der Zukunft in unseren Städten aussehen – er bietet Lebensqualität und holt ein Stück Natur in den Verdichtungsraum. Man fragt sich, warum dem Außenraum nicht mehr Aufmerksamkeit zuteil wird, gerade auch in solchen Wohnblocks. Unbedingt nachahmen!

Impressionen