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Die Erfindung der Leichtigkeit

Licht und Platz sind die Grundsteine dieses Gartens

Hier bedarf es einer grundlegenden Veränderung, weshalb die beiden Gartenarchitekten David Schmid und Mario Caretti gleich das Konzept für eine komplette Neugestaltung entwickeln. Ihr Ziel: nutzbare Fläche gewinnen und das Wohnhaus weich in die umgebende Landschaft einbetten. Mit einer Hangabtragung sorgen die beiden Gartenarchitekten zunächst für mehr Platz und Licht im rückwärtigen Garten. Eine Betonmauer, überdimensionale kubische Metallgefäße, Felsen und Findlinge aus dem Kandertal stützen und terrassieren den Hang. Um Räume zu schaffen, wird die gewonnene Fläche auf unterschiedliche Niveaus angehoben, die mit wenigen Treppenstufen verbunden sind. Sitzgelegenheiten aus Holz und Stein laden auf allen Seiten ein, die Zeit angenehm verstreichen zu lassen. Ein Mosaikbrunnen, im Sommer zum Erfrischen und im Winter zum Abkühlen nach der Sauna genutzt, trägt zu dieser entspannten Atmosphäre bei. Aus dem Chromstahlbecken läuft das Wasser unablässig über die Überlaufkante und versickert in eine im Kies verbaute Rinne.

Lage des GartensBern (CH)
Größe des Gartens450 m²
PlanungsbüroGlowing Grass GmbH
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AusführungGlowing Grass GmbH
FotografieMerlin Photography Ltd.
Entstanden sind luftige, abwechslungsreiche Außenräume, die mediterrane und nordische Pflanzen geschickt kombinieren. Die geradlinige, durch viel Beton bestimmte Architektur des Hauses wird neu interpretiert und in die heutige Zeit transportiert.

David Schmid (Bild) & Mario Caretti

Im seitlichen Garten erinnert die Gestaltung mit ihren Sitzelementen aus dunklem Lavagestein und der Bepflanzung aus Gräsern und immergrünen Kork-Eichen (Quercus suber) an eine mediterrane Berglandschaft. Hier findet man eine Ruhezone unter den runden Kronen der Eichen, die mit ihren tief gefurchten korkigen Borken lebendigen Skulpturen gleichen. Im Vorgarten greifen die Planer ihre Gestaltung aus dem rückwärtigen Bereich mit den kubischen Pflanzgefäßen und einer langen Holzbank auf. Dort sind die Pflanzen ganz nah ans Haus geholt. Der Schwere und Massivität des Betons und Gesteins ist die Leichtigkeit und Dynamik der Gräser entgegengestellt. Deren Vielfalt in puncto Form, Farbe und Struktur beeindruckt: Rutenhirse (Panicum virgatum), Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides 'Hameln'), Federgras (Stipa tenuissima 'Ponytails') und Chinaschilf (Miscanthus sinensis) formen eine Gräserlandschaft und lassen Haus und Garten mit der umliegenden Landschaft eins werden. Dazwischen setzen ebenso luftig leichte Stauden wie Prachtkerze (Gaura lindheimeri 'Whirling Butterflies'), Patagonisches Eisenkraut (Verbena bonariensis) und Hoher Wiesenknopf (Sanguisorba tenuifolia 'Pink Elephant') mit ihren zarten Blüten Akzente. Ein Pflanzenbild, das selbst im Winter Charme besitzt, wenn der Frost die Halme und Samenstände erstarren lässt. Dann sind sie willkommener Unterschlupf für viele Insektenarten. Im Frühjahr, wenn die Gräser noch ruhen, bedecken unzählige Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) die Fläche, die später von Wildtulpen (Tulipa turkestanica) abgelöst werden. Drei Kupfer-Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii) formen zusammen mit einer 45 Jahre alten Wisteria ein Dach über den Weg zum Hauseingang. Um den alten Blauregen erhalten zu können, haben die beiden Gartenarchitekten den Zugang seitlich verlegt, abgesenkt und die Treppe unter dem dicken Stamm hindurch errichtet. Es ist eine lebendige Bepflanzung, die einen willkommenen Empfang garantiert.

Impressionen