Biodiversität im Blick

Geplante Natürlichkeit

Die Sonne scheint strahlend auf diesen Garten in der Schweiz und erleuchtet den Pool mit zugehöriger Terrasse. Doch diese helle Stimmung gab es nicht von jeher...

Bitte keinen sterilen Garten, keine Chemie im Poolwasser und erst recht keinen artenarmen Golfrasen – das war der ausdrückliche Wunsch der Familie, die hier in diesem nicht alltäglichen Einfamilienhaus lebt. Ihre Vorstellungen von einem Badegarten schloss lebendige Pflanzenvielfalt unbedingt mit ein. Zwar sollte die Fläche von 500 m² mit überdachtem Essbereich, Nutzgarten und schattigem Sitzplatz optimal genutzt werden – aber eben auch mit Raum für die Natur. Vor der Umgestaltung hatte der Garten weder etwas für die Familie, noch für die Natur zu bieten. Er war eintönig, bestand lediglich aus einer kleinen Terrasse mit grüner Wiese. Der Eindruck war trist und dunkel, man fühlte sich eingepfercht. Das lag vor allem an einer mächtigen immergrünen Hecke, die zusätzlich vor eine hohe Sichtbetonmauer zum Nachbargrundstück angelegt worden war. Um Licht und Luft in den Garten zu lassen, kam zunächst die dunkle Hecke weg. Vor die Mauer setzte das Team von egli jona dann Gräser und Stauden, die ein wenig Leichtigkeit und Farbe an den Beton bringen.

Lage des Gartens Kanton Zürich, Schweiz
Größe des Gartens 500 m²
Planungsbüroegli jona ag
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Ausführungegli jona ag
Fotografiebienz:photography
Die Kombination aus Wasser und Pflanze macht den Garten zu einem idyllischen Rückzugsort. Bäume, Sträucher und Stauden bieten Insekten Nahrung und Unterschlupf (…).

Daniel Egli

In das Zentrum des Gartens kam ein Naturpool, der ganz ohne chemische Wasserzusatzstoffe auskommt (Living Pool Technik). In dieser Qualität eignet sich das Wasser sogar als Trinkquelle für Vögel und Insekten. Die Pool-Einfassung aus Holz, breit genug für ein Bad in der Sonne, rahmt das Schwimmbecken ein und unterstreicht die naturnahe Atmosphäre des Gartens. Der ausladende Magnolienbaum, der schon im Garten stand, ist im Holzdeck integriert und wirkt nun wie eine lebendige Skulptur vor der weißen Hausfassade. Direkt am Haus bietet der Essplatz mit Überdachung einen Blick auf den Naturpool und die umliegenden Beete mit Stauden und Gräsern. Ihre geschwungenen Linien bilden einen schönen Kontrast zur formalen Gestaltung des Pool-Bereichs. Trittsteine aus Basalt führen durch die naturbelassene Wiese (Fertigblumenrasen) in den hinteren Garten zum Schattenplatz unter einem Eisenholzbaum (Parrotia persica, Schirmform). Während der Sommermonate wird die Wiese nicht gemäht, sodass der Kontrast zwischen dem modernen Wohnhaus und der Natürlichkeit der Pflanzen noch stärker hervortritt und die Biodiversität gefördert wird. Pflanzen müssen sich in diesem Pool-Garten nicht mit einer Statistenrolle zufrieden geben – vielmehr machen sie einen Gutteil des Charmes aus. Gehölze übernehmen die Aufgaben des Raumbildners, des Sichtschutz- oder Schattengaranten. Amberbäume (Liquidambar styraciflua) kaschieren die Sichtschutzmauer aus Beton auf der Längsseite des Pools. Dank Spalierform machen sie sich nicht allzu breit, sodass die Großzügigkeit des Gartens erhalten bleibt. Davor sorgen Stauden und Gräser für beschwingte Leichtigkeit und Farbe, darunter Dauerblüher und Insektenweiden wie Bergminze (Calamintha nepeta 'Triumphator') und Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum 'White Ness') sowie Süßgrasartige wie das zarte Zittergras (Briza media) und das Wimper-Perlgras (Melica ciliata) mit silbergrauen Blütenrispen. Im Nutzgarten sind Mittelmeerkräuter wie Oregano (Origanum vulgare), Rosmarin (Rosmarinus officinalis) und Salbei (Salvia officinalis) wahre Insektenmagneten und gleichzeitig unentbehrlich in der Küche. Mit dieser Pflanzenvielfalt erhält die Biodiversität eine echte Chance im Badegarten.

Impressionen