Baden in der Artenvielfalt

Der Natur so nah

Bei diesem Projekt sind einige Themen geboten: Von Riedwiesen über Ästhetik, Biodiversität bis hin zu in Mauern lebenden Eidechsen.

Riedwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen, die viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Gleichzeitig sind solche Feuchtwiesen in unserer Kulturlandschaft durch Entwässerung und Torfabbau stark gefährdet. Warum nicht etwas für den Artenschutz im eigenen Garten tun? Man muss dabei ja weder auf Annehmlichkeiten, noch auf eine attraktive Gestaltung verzichten. Anja und Michael Gut beweisen, dass beides möglich ist. Die beiden Gartenplaner machten eine ökologisch wertvolle Pfeifengras-Streuwiese (Riedwiese) zum Bestandteil ihrer Gestaltung, die zu dem baubiologischen Wohnhaus und seinen pflanzenbegeisterten Bewohnern passt. Es entstand ein Naturgarten, der vom Bachlauf über einen Schwimmteich mit lauschiger Pergola bis zu einem sonnigen Gemüsegarten alles bietet – aber eben auch Raum für die Natur und Tierwelt. Im Zentrum des Gartens liegt ein naturnah gestalteter Schwimmteich, der von einer 47 m² großen Riedwiese eingefasst ist.

Lage des GartensJurasüdfuss, Kanton Solothurn, Schweiz
Größe des Gartens1.300 m²
PlanungsbüroHariyo Freiraumgestaltung GmbH
Zum Profil
AusführungSalamander Naturgarten AG
FotografieBenedikt Dittli
Im Zentrum steht der naturnahe Schwimmteich, umgeben von einer ökologisch wertvollen Riedwiese mit spezieller Pflanzengesellschaft.

Anita Gut und Michael Gut (nicht im Bild)

Leitarten sind das Hohe Pfeifengras (Molinia arundinacea) und das Moor-Pfeifengras (Molinia caerulea). Wiesen- Iris (Iris sibirica), Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris), Schwalbenwurz- Enzian (Gentiana asclepiadea) und Kuckucks- Lichtnelke (Sylene flos-cuculi) mischen etwas Farbe unter die warmen gelblichbraunen Töne der Gräser. Bewusst ergänzten die beiden Planer dazu gärtnerisch spannende Arten, wie Rosa Spierstaude (Fillipendula rubra 'Venusta'), Moorabbiss (Sucisella inflexa 'Frosted Pearls') oder Gelbe Gauklerblume (Mimulus luteus). Bleibt die Frage, ob man eine solch artenreiche Wiese auf Dauer im Garten erhalten kann? „Das hängt von der Pflege ab, die wie bei einer anspruchsvollen Staudenbepflanzung Rückschnitt, Remontierschnitt, Chelsea Chop, Auslichten, Ausdünnen und Jäten beinhaltet. Eine einfache Mahd wie bei der natürlichen Pfeifengraswiese würde dazu führen, dass einzelne ausgewählte „Gartenarten“ verschwinden“, erklärt Landschaftsarchitektin Anja Gut. Die artenreiche Bepflanzung zieht sich wie ein roter Faden durch den Garten. Große Teile der Grünflächen sind als extensive Fromental-Goldhaferwiese ausgestaltet, eine artenreiche Blumenwiese des Schweizer Mittellands. Auf den geschaffenen Pionierflächen siedeln ruderale Pflanzengesellschaften auf magerem Substrat aus Wandkies. Auch der naturnahe Schwimmteich trägt dem Prinzip Artenreichtum mit seiner an die jeweilige Wasserzone von wechselfeucht bis submers angepassten Bepflanzung Rechnung. In die naturnahe Gestaltung integriert sich der alte Baumbestand perfekt – etwa ein alter Kirschbaum, der mit seiner in Teilen abgestorbenen Krone Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten bietet und Spechte in den Garten lockt. Seine aparte Silhouette bildet das i-Tüpfelchen in diesem Bilderbuch-Naturgarten. Selbst die Trockenmauer aus Rorschacher Sandstein ist nicht nur Sitzmauer und raumbildendes Element, sondern trägt zur Biodiversität im Garten bei. Im wärmespeichernden Bruchstein-Mauerwerk wohnt mittlerweile eine Eidechsenpopulation, die dort ihr perfektes Jagdrevier gefunden hat.

Impressionen