
Nah und Fern
Sanft rollen die grasigen Hügel hinab zum Rhein und geben den Blick auf das vorbeiströmende Wasser und das gegenüberliegende Ufer frei. Grenzenlos scheint dieser einer Villa zugehörige Garten zu sein.

„Ein Garten, der in einer Mischung aus blütenreicher Sinnlichkeit und schlichter Eleganz an vielen besonderen Orten das Draußen-Leben ermöglicht.”

Bernd Franzen, Simon Leuffen, Sebastian Spittka
Eines stand von vornherein fest: Die Flusslandschaft wird zentraler Bestandteil der Gestaltung – Mauern oder Zäune, welche die Sicht auf den Rhein verbauen, verbieten sich von selbst. Vielmehr geht es darum, Blickachsen in die Landschaft und auf den Rhein zu stärken. Gleichzeitig aber auch Privatsphäre in den unterschiedlichen Aufenthaltsbereichen zu gewährleisten, denn direkt an der Grundstücksgrenze läuft ein stark frequentierter Rad- und Fußweg entlang. Dieser Spagat zwischen Sichtschutz und Weitblick gelingt mit immergrünen Hecken und einer Geländestaffelung. Die alte Bestandsmauer (an der Grenze bis ca. 2,5 m hoch) hätte für den Sichtschutz nicht gereicht, sodass die Landschaftsarchitekten vom Team gartenplus eine geschickte Geländestaffelung aus Rasenebenen und Terrassenflächen entwickelten, deren Topografie Privatsphäre schafft, ohne das anmutige Gebäude-Ensemble zu stören. Dieser sensible Umgang mit dem historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert und seinem alten Baumbestand spiegelt sich im Gesamtkonzept wider: Es bekam einen angemessenen Rahmen, indem die Gebäudeachsen konsequent im Außenraum fortgeführt wurden, um Ruhe zu erzeugen. Das wirkt mitnichten langweilig, da durch Versprünge der Linien an den richtigen Stellen spannende kleine Räume entstanden. Spannung im Raum erzeugen eben aber auch die Höhenunterschiede, welche genutzt wurden. So ist der „Sitzplatz in der Abendsonne“ (Lounge- Terrasse), der sich in den Linien den Gebäudeachsen anpasst, um drei Stufen gegenüber der Rasenfläche abgesenkt. Das Ergebnis ist eine deutlich höhere Intimität – man genießt den Blick in die Flusslandschaft, kann aber vom öffentlichen Fußweg aus am Sitzplatz nicht gesehen werden. Gleichzeitig blendet der alte Baumbestand aus Robinien (Robinia pseudoacacia) und Berg-Ahorn, Raumbildner für den Garten, die Nachbarbebauung aus. Neben der Lounge-Terrasse entstanden weitere Nutzungsbereiche (Großeltern- und Elternterrasse, Schattenplatz unter der alten Rosskastanie, Liegeplatz mit Rheinblick), sodass jede Generation ihren eigenen Rückzugsraum findet. Trotzdem bleibt das Gestaltungsbild des Villengartens einheitlich. Am abgesenkten Sitzplatz ist man dem Schilf ganz nah und blickt gleichzeitig auf die Rheinschleife – das ist pure Lebensqualität!
