
Ein Garten am Meer
Der Blick fliegt über grüne Rasenflächen, bleibt kurz an dem kleinen Häuschen hängen, auf das sich ein mit Laternen beleuchteter Weg zuschlängelt und bleibt schließlich am Horizont und auf dem Meerblick hängen, der sich hinter diesem ungewöhnlichen Garten erhebt.

„Der Garten unterstützt den Ort im Bestand. Er strahlt Ruhe aus, nimmt sich gegenüber der Seekulisse zurück, ohne dabei im Detail profan und langweilig zu wirken.”

Niels Blatt
Früher hatte das traditionelle Reetdachhaus eine Kellergarage, die aber regelmäßig voll lief. Zum einen steht das Grundwasser hier in der Gegend oberflächennah an, zum anderen entwässert ein seitlich am Grundstück verlaufender Fleet eine große Wasserfläche, die an den Garten grenzt. Daher hatte man das unter Bestandsschutz stehende Wohnhaus wohl auch erhöht gebaut, so vermutet Niels Blatt. Die neuen Besitzer ließen das Gebäude sanieren, die Garage zurückbauen. Das Haus stand nun aber mit dem Keller auf Erdgeschoss-Höhe, da das Erdreich drumherum weggebaggert worden war, um den Keller abzudichten. Um dies zu kaschieren, entwickelte Niels Blatt die gestalterische Idee, das Gebäude nach dem Vorbild der Halligen in der Nordsee auf eine Warft zu stellen. So sind das Reetdachhaus und das kleine Seehaus am Ufer "freigestellt" und vor der Seekulisse in Szene gesetzt, ohne dass sie wie Fremdkörper wirken. Auch der ungünstige Zuschnitt des Grundstücks forderte eine gestalterische Lösung. Es läuft keilförmig in Richtung See zu, sodass dort die schmalste Seite ist. „Hinzu kommt, dass die Wasseracht zur Pflege an den Fleet herankommen muss. Daher haben wir die Seite zum Fleet mit einer Buchenhecke abgepflanzt, um so den Blick entlang der Hecke zum Wasser zu führen“, erklärt Niels Blatt. Wegen der heißen Sommer waren einige Gehölze abgängig und mussten nachgepflanzt werden, in enger Abstimmung mit der Naturschutzbehörde. Mit den feuchten Bodenverhältnissen kommen Gehölze der Aue wie Erlen, aber auch Linden gut klar. „Auf aufwändige Pflanzungen wurde bewusst verzichtet. So bleibt die Natürlichkeit des Gartens erhalten, der große Raum kann durch seine Offenheit wirken“, sagt Niels Blatt. Und das wirkt mitnichten eintönig. Besonders schön sind die jahreszeitlichen Veränderungen im Garten am See. Allein auf der „Warft“ bilden im Frühjahr einige zehntausend weiße Narzissen ein einziges weißes Blütenmeer, während das Lampenputzergras langsam durchkommt. Im Mai und Juni sorgen eine Vielzahl Allium ('Mount Everest') für weiß-kugelige Blüten-Highlights. Der September eröffnet dann die Blütezeit der Gräser. Sie werden erst im Januar herunter geschnitten – dann erinnert der Garten an eine im Winter geschnittene Röhrichtfläche am See.
