Architektur trifft Natur

Schöne Aussichten

Als Landschaftsarchitekt Klaus Klein den Garten für dieses ungewöhnliche Architektenhaus gestaltete, musste er unwillkürlich an den Roman 'Room with a view' von E.M. Forster denken.

„Dazu hatte die Signora kein Recht", (…). „Sie hat uns Südzimmer mit schöner Aussicht versprochen,(...), und jetzt sind es Nordzimmer, die auf den Hof hinausgehen (...)!" Das im Roman geschilderte, tief in uns ruhende Verlangen nach einer schönen Aussicht inspirierte den Planer: „Wenn man durch das Haus mit seinen großen Glaswänden geht, fühlt man sich in diese Stimmung versetzt. Jedes Fenster umrahmt einen anderen Blick, der jeweils eine eigene Atmosphäre erzeugt.“ Das Grundstück hat eine selten schöne Lage am Waldrand, eingerahmt von altem Baumbestand aus Eichen (Quercus robur) und Ebereschen (Sorbus aucuparia), dahinter verläuft ein kleiner Bach mit einem reinen Erlenwäldchen. Es ist der Waldsaum mit seinen schönen Baumgestalten, der zum bestimmenden Element des Gartens wird.

Lage des GartensRheinland
Größe des Gartens3.000 m²
PlanungsbüroWKM Landschaftsarchitekten
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AusführungTerralia GmbH
FotografieHartmut Nägele
Der Garten soll wie eine Bildkomposition wirken die sich (...) immer wieder verändert - auch zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten.

Klaus Klein

Sträucher, wie Rhododendren (Rhododendron Hybride 'Catawbiense grandiflorum'), Purpur-Hartriegel (Cornus sibirica) mit leuchtend roter Rinde für den Winter, in großen Büschen gepflanzte Rispenhortensien (Hydrangea paniculata 'Limelight') für die Sommerblüte und Duft-Schneeball (Viburnum farreri) für den Frühjahrsflor bilden die Kulisse vor dem Saum aus hohen Bäumen. Sie sind bühnenartig mit Vorder-, Mittel- und Hintergrund verschoben, sodass man nur erahnen kann, wie es dahinter weitergeht. Bewusst wird auf die Verwendung von Stauden und Gräsern verzichtet, damit die übrige Fläche frei bleibt und der Waldsaum wirken kann. Auf die besondere Architektur des Hauses reagierte Klaus Klein mit einer Gestaltung, die sehr klar, sehr reduziert ist und dadurch eine tiefe Ruhe ausstrahlt. So wirkt der Garten architektonisch und naturnah zugleich. Die Gebäudearchitektur (Jürgen Geiselhart, Düsseldorf ) erinnert an den Bauhaus-Stil, ist aber dank der Fassade aus Muschelkalk weniger sachlich und kühl. Der U-förmige Bau formt im Inneren ein Atrium, in dem der Pool-Bereich (bauseits) untergebracht ist. Vom Freisitz aus betrachtet, wirkt alles ganz natürlich – die Steine, die während der Bauzeit zu Tage gefördert wurden und liegen blieben, die Bepflanzung aus Iris und Gräsern (Carex oshimensis), die an manchen Stellen das Ufer des kreisrunden Teichs säumen. Binsen reinigen das Wasser des Naturteiches, der als reiner Spiegelteich auf eine Umwälzanlage verzichten kann. Die mächtige alte Eiche dort wirkt für sich, ebenso wie die übrigen Bäume des Waldsaums. Selbst vom Atrium aus sind ihre Kronen noch zu erkennen. Dort spiegelt sich ein besonderes Gehölz im blauen Wasser des Pools: eine mehrstämmige Japanische Zelkove (Zelkova serrata) aus der Familie der Ulmengewächse. Ihre schöne runde Krone bildet ein natürliches Dach, das dem Pool-Bereich Schatten spendet. Der Baum ist zudem robust, erträgt sehr viel Hitze, einiges an Trockenheit und gilt als Klimawandelgehölz. Sie hat aber noch viel mehr zu bieten – wunderbare Stimmungen für eine genussvolle Aussicht aus den bodentiefen Fenstern: eine traumhaft schöne Herbstfärbung und ein ganz besonderes, sanft grünes Licht unter ihrem Blätterdach, welches das Sonnenlicht filtert.

Impressionen