Mit Neuem und Altem zum eingewachsenen Villengarten

Mit Neuem und Altem

Canaletto ist italienisch und bedeutet so viel wie "Wasserachse". Für seine Inspiration musste der Gartengestalter Alexander Koch aber nicht bis nach Italien reisen, ein paar Schritte in die Nachbarschaft genügten schon...

„Der alte Baumbestand, ein historisches denkmalgeschütztes Gebäude mit einer Beletage über den Dingen und der nahe Schlossgarten ließen die Gedanken schon während der ersten Streifzüge zusammenfließen.“ So beschreibt Alexander Koch seine Inspirationsquellen, welche ihn zu seiner Gestaltungsidee anregten: Klassische Elemente naher historischer Gärten aufzugreifen und den Villengarten in den weitläufigen alten Baumbestand der Nachbargrundstücke und des Straßengrüns einzubetten, um ihm Großzügigkeit zu verleihen. Die Nähe zum barocken Stadtschloss und seinen Kanälen brachte den Gartenarchitekten auf die Idee mit der Wasserachse („Canaletto“), die mit ihren 27 Metern das Bindeglied zwischen dem vorderen und dem rückwärtigen Garten darstellt. Das ordnende Element der Wasserachse, übrigens biologisch aktiv, strahlt Ruhe aus und entfaltet gleichzeitig eine repräsentative Wirkung – der historischen Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert angemessen. Mit der Zeit wird sich das Wasser grün färben, dann werden die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche deutlicher hervortreten. Dazu das leise Plätschern der Fontäne im rechteckigen Bassin – das ist die Ouvertüre beim Eintritt in den Garten. Für Alexander Koch ist die akustische Untermalung die vierte Dimension, mit der sich zudem die Geräuschkulisse der Umgebung dämpfen lässt.

Lage des GartensMünchen, Bayern
Größe des Gartens1.200 m²
PlanungsbüroKOCH+KOCH GartenArchitekten
Zum Profil
AusführungGartenidee Kuchler
FotografieAlexander Koch
Zum Kondensationspunkt des Gartens wurde die östlich gelegene biologisch aktive Wasserachse, dem klassischen Vorbild gemäß 'Canaletto' getauft.

Alexander Koch

Damit die elegante Fassade auch gebührend wirken kann, steht sie auf einem Tablett aus Kies. Der beigefarbene Kies ist auf den Wachenzeller Dolomit abgestimmt, der für die Stufen der Freitreppe und für die Einfassung des langgezogenen Wasserbeckens verwendet wurde. Diese Reduzierung auf nur zwei wesentliche Flächenelemente sorgt für einen ruhigen Gesamteindruck. Hier und da werden die Kiesflächen von trockenheitsverträglichen Stauden wie Katzenminze, Lavendel, Gräsern und markanten Solitärgehölzen wie einem Zierapfel aufgelockert. Ein besonderer Solitär ist die alte Magnolie direkt an der Hauswand, die dort wohl schon seit der Entstehungszeit der Villa steht. „Ohne sie ist das Haus kaum vorstellbar, wir haben sie vor Beginn der Fassadenarbeiten als Vorbereitung für den Gerüstbau selektiv geschnitten“, berichtet der Gartenarchitekt. So konnte der betagte Vertreter dieser erdgeschichtlich uralten Spezies über die Bauarbeiten hinweg gerettet werden. Beim Umbau erhielt der historische Bau eine Freitreppe, die von der Beletage in den rückwärtigen Garten hinab führt. Solche Höhenunterschiede zu inszenieren, sind ein wichtiger Aspekt der Gestaltung, der auch beim Canaletto eine Rolle spielt. So hebt sich die Wasserachse in ihrem Verlauf aus dem Gelände heraus, um schließlich zur Sitzbank zu werden. Eine Heckenformation trennt den strengeren Teil mit dem Canaletto vom rückwärtigen Garten mit alter Kastanie, Hainbuche und Berg-Ahorn – ein perfekter Waldspielplatz für die drei Kinder der Familie. Tiefe entsteht dank Vorder-, Mittel- und Hintergrund: Ein Dreiklang aus Feuer-Ahorn zur Raumbildung, die Baumgestalten der Nachbargärten, dahinter die Linden auf den städtischen Grünflächen an der Straße – und alles gehört zu diesem Garten. Mit den alten Bäumen und den markanten neuen, aber großen Gehölzen entsteht selbst nach nur einem halben Jahr der Eindruck des eingewachsenen Villengartens.

Impressionen