
Alles ist Veränderung
„Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung“, schrieb Heraklit, der auch „der weinende Philosoph“ genannt wird. Weinen würde er beim Anblick dieses Gartens sicher nicht - oder wenn dann nur aus Freude.

„Es ist ein naturhafter Garten mit einem Rahmen aus Hecken und Gehölzen - die Nutzungen dazwischen ändern sich jährlich.”

Niels Blatt
Diese „grünen Zimmer“ sind nicht vollständig von Hecken oder Mauern umgeben, damit sie ineinander übergehen können. „So lassen sich neu geschaffene Staudenbilder mit den anderen Bereichen verknüpfen“, sagt Niels Blatt, der gerne mit Pflanzen experimentiert. Hier kann er Pflanzen ausprobieren und die Erkenntnisse für künftige Konzepte nutzen. Auf einem der Beete versucht er es aktuell mit einer Kombination aus Phlox und Taglilien (Hemerocallis). Eine Zeitlang testete er unterschiedliche Indianernesseln (Monarda) und stellte dabei fest, dass die Sorte 'Prärienacht' bei ihm im Garten am besten funktioniert. Wenn auf Baustellen Pflanzen „im Weg stehen“, nimmt er sie mit nach Hause in den eigenen Garten. So ändert sich das Erscheinungsbild jährlich durch neue Ideen oder sich selbst aussäende Pflanzen. Und natürlich spiegelt der Garten auch die sich verändernden Bedürfnisse der Familienmitglieder wider. So diente ein alter Bauwagen den Kindern zunächst als Lager, dann als Spielort und jetzt als Sauna. Ein Zirkuswagen ist aktuell Gästehaus und Rückzugsort. Der Sandspielbereich unter den Kiefern wurde in einen Gräsergarten umgewidmet, das Apfelzimmer zur Hühnervoliere für die drei Seidenhühner Naomi, Coco und Chanel umgebaut, die jeden Abend bekuschelt werden. Auch auf Neuerungen in der Nachbarschaft wird reagiert. Als gleich gegenüber ein Grundstück bebaut wurde, pflanzte das Gartenarchitekten-Paar Spalier-Linden (Tilia europaea 'Pallida') als grünen Sichtschutz zur Straße, um im Kieshof, dem „Wohnzimmer des Gartens“, wieder Intimität zu schaffen. Selbst das Grundgerüst des Gartens ist nicht „fest zementiert“. Aus den ehemals drei Wald-Kiefern (Pinus sylvestris) sind zehn geworden, sodass sich die Lichtverhältnisse im Garten mittlerweile geändert haben. Aber stetiger Wandel ist ja auch die Philosophie dieses Gartens.
