Adieu Tristesse

Stadthaus am Nymphenburger Kanal

Ein erfrischendes Spiel aus Licht und Schatten hat dieser Garten zu bieten. Er gehört zu einem Münchner Stadthaus und bot entsprechend wenig Platz, was gestalterische Ambitionen angeht... Herausforderung angenommen!

Kleine Gärten spannend zu gestalten – das ist wahre Kunst! Dieser Schattengarten mitten in der Großstadt ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie dies mit Raumbildung und einer an die Lichtverhältnisse angepassten Pflanzung gelingen kann. Milde Spätsommersonne fällt durch die Kronen der schlanken, über hundert Jahre alten Eichen auf strukturreiche Staudenbeete, die den geschwungenen Weg begleiten – ein Licht- und Schattenspiel, das sich ständig verändert. Der kleine Stadtgarten wirkt wie gewachsen, tatsächlich wurde er aber erst vor zwei Jahren komplett umgebaut. Früher war der Eindruck düster und wenig belebt. Spärlicher Rasen kümmerte vor sich hin, die Beete blieben wegen des hohen Schattendrucks unter den hohen Eichen unansehnlich und karg. Quadratische Betonplatten führten schnurgerade auf das Haus zu, sodass man die kleine Grünfläche mit einem Blick erfasst hatte.

Lage des GartensMünchen (D)
Größe 261 m²
PlanungsbüroLandschaften und Gärten GmbH
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AusführungLandschaften und Gärten GmbH
FotografieMartin Oelkers und Bauherrin
Eine der Herausforderungen war es, die Kunden davon zu überzeugen, dass sich auch im Schatten Stauden entwickeln und blühe können.

Martin Oelkers

Als das Wohnhaus umgebaut wurde und sich stärker nach außen hin öffnete, war klar: der Garten muss einladender und wohnlicher werden. Dafür veränderte der Gartenarchitekt nahezu alles. Der Eingang, früher einmal hinter dem Haus, kam an die Seite. Die Wegeführung von der Straße zum Haus, ursprünglich senkrecht bzw. parallel zu den Hauskanten, führt nun in weichen Schwüngen in den hinteren Bereich. Wie Kuchenstücke reihen sich die Granitstein-Platten aneinander. Sie wurden am Computer vorgeplant, entsprechend im Werk so produziert, nummeriert und dann nach Verlegeplan gesetzt. Nahezu die Hälfte der Beläge musste dabei auf Wurzelbrücken aus verzinktem Stahlgitter zum Schutz der alten Eichen verlegt werden – eine Herausforderung auf dieser kleinen Fläche. Unterschiedliche Räume entstanden, wie eine Terrasse am Haus und eine überdachte Lounge. Letztere war früher die Garage, durch Verzicht auf das eigene Auto aber überflüssig geworden. Sie wurde geöffnet, mit Glasdach und Holzdeck versehen und bietet nun ein behagliches Plätzchen – auch bei Regenwetter. Kleine Details, wie z.B. der dezente Wechsel beim Material, verleihen dem Grün unterschiedliche Aspekte, ohne es zu überfrachten. Einige Solitäre – am Eingang ein Zierapfel (Malus 'Red Sentinel') oder an der Lodge ein Winterblühender Schneeball (Viburnum bodnantense 'Dawn') – verstellen immer wieder den Blick, sodass man Lust auf weitere Erkundungen bekommt. Um die Beete unter den Gehölzen und alten Eichen zu beleben, wurden sie vollflächig mit immergrünen bzw. wintergrünen Schatten- und Waldstauden bepflanzt, die sich zu einer dichten, strukturreichen Vegetation entwickelt haben. Es sind Gewächse, die mit dem Vollschatten klarkommen, wie etwa immergrüner Filigranfarn (Polystichum setiferum 'Plumosum Densum'), Elfenblume (Epimedium x rubrum), Lilientraube (Liriope muscari 'Moneymaker') und Funkien (Hosta sieboldiana 'Canadian Blue'). Auch die Herzblättrige Schaumblüte (Tiarella cordifolia 'Brandywine'), eine Waldstaude, eignet sich hervorragend zur Unterpflanzung großer Bäume. „Selbst unter hohen Eichen kann man einen Garten mit Aufenthaltswert gestalten. Man darf nicht glauben, dass im Schatten nichts wächst. Man muss nur die richtigen Stauden auswählen und die Schattenbeete abwechslungsreich gestalten, damit es wohnlich und blütenreich wird“, konstatiert Martin Oelkers. Und das hat er mit diesem lebendigen Schattengarten bewiesen!

Impressionen