Abstimmung unter Ginkos

Aus grauer Vorzeit in die Moderne

Der Ginkgo ist ein Bäumchen, das schon einiges gesehen hat und er ist auch noch der letzte seiner Art. Verdient hat der grüne Zeitgenosse sich sein Podest in diesem Gartenprojekt deshalb in jedem Fall.

„Die helle netzartige Stammstruktur vor dem dunklen Anthrazit der Wand – das wirkt wie ein Rahmen um ein lebendiges Kunstobjekt. Das berührt zutiefst“, schwärmt Ben Uhlmann. Der Stamm gehört zu einem lebenden Fossil, das in der Kreidezeit in Europa ausstarb und nur mit einer einzigen Art in der chinesischen Provinz Sichuan überlebte: Ginkgo biloba, weder Nadelgehölz, noch bedecktsamige Blütenpflanze, ein Relikt aus der Zeit der Dinosaurier. Diese faszinierenden Urzeit-Bäume hat der Schweizer Landschaftsarchitekt vor Sichtschutzwände gestellt, die mit schwarzem Schiefer verkleidet sind, einem Naturstein, der vor Jahrmillionen am Meeresboden entstand. Die Gehölze wirken wie skulpturale Kunstwerke und schaffen das „Dach“ für diesen kleinen Garten. Durch ihre in Büscheln angeordneten Fächerblätter dringt genug Licht auf den Boden für all die Gräser und zarten Stauden, welche die linearen Strukturen weichzeichnen.

Lage des Gartens Muntelier, Kanton Freiburg, Schweiz
Größe des Gartens240 m²
PlanungsbüroGartenkultur AG
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AusführungGartenkultur AG
FotografieSam Bosshard Fotografie
Wir haben den Wasserkanal im 45°-Winkel zum Haus gestellt, damit er länger wirkt und due Sichtschutzwände die Perspektiven zum See bzw. Wald öffnen.

Ben Uhlmann

Es ist eine sehr gute Lösung für den gerade einmal 240 m² großen Garten, die sich Ben Uhlmann ausgedacht hat. Was seine Gestaltung maßgeblich beeinflusste, war der Stil, den die kunstsinnigen Bauherren leben. Dunkler spanischer Schiefer ist in den Innenräumen verlegt, der die hellen Eichenholzmöbel wirken lässt und den Räumen Tiefe verleiht. Also übertrug er das dunkle Material in den Außenbereich und griff es für seine Sichtschutzwände auf. Diese waren erforderlich, um ein dominantes Gebäude in der Nachbarschaft auszublenden, aber ohne den Blick auf die Hügelkette des Mont Vully zu verbauen. Ein sagenumwobener exponierter Berg, der zwischen dem Murten-, dem Neuenburger- und dem Bielersee liegt. Mit den Wandelementen (Aluminium, mit Schiefer verblendet) wird Raumbildung angedeutet. Sie wurden so zwischen die Sichtachsen gestellt, dass sie Einblicke an den Sitzplätzen verhindern – das schafft Geborgenheit. Gleichzeitig öffnen sie die Perspektive zum Wald. Der Ausblick auf den Mont Vully wird zu einem Teil des Gartens, sodass der kleine überschaubare Gartenbereich bis zum Horizont erweitert wird. Türen und Fenster in den dunklen Wänden erhöhen die Spannung, lassen Blicke auf das inszenierte Pflanzenleben dahinter zu. Auch der Wasserkanal, der den Garten diagonal durchzieht, trägt zur Raumbildung bei. Er wurde im 45°-Winkel zum Haus gestellt, damit er länger wirkt als er tatsächlich ist. Diesen Winkel dann auch auf dem gesamten Grundstück durchzuziehen, gehörte für den Planer zu den größten Herausforderungen des Projektes. Den Kanal ergänzen ein Wasserfall und ein Wasserbecken, die man vom Haus dank bodentiefer Fenster gut im Blick hat. Das Wasser reflektiert das Licht, Spiegelungen lassen Grenzen verschwimmen und verändern die Wahrnehmung. Kugelrunde Formgehölze aus zwei Meter hohen Eiben (Taxus baccata) und drei Meter hohen Prachtglocken (Enkianthus campanulatus) betonen den architektonischen Stil dieses Gartens, hier und da aufgelockert durch die anmutige Leichtigkeit der Prachtkerzen (Gaura lindheimeri) und Herbst- Anemonen (Anemone). Federleichte Lampenputzergräser (Pennisetum) binden die Wasserflächen gekonnt in das Landschaftsbild ein – wie Schilf am nahen Murtensee.

Impressionen