Aus Tradition

Am Anfang war der Nutzgarten

Heute eher selten geworden steht dieser Garten in der Tradition des Nutzgartens

Jahrhundertelang diente der Garten dem Anbau von Obst, Gemüse, Würz- und Heilkräutern sowie Blumen für den Kirchenschmuck. Der Nutzgarten war eine Notwendigkeit, um den meist kargen Speisezettel aufzubessern und sich mit frischem Obst und Gemüse selbst versorgen zu können. Mit zunehmendem Wohlstand verschwanden die Nutzgärten immer mehr aus den Dörfern – selbst auf Höfen sucht man heute oft vergeblich nach dem klassischen Bauerngarten mit seiner typisch bunten Mischung aus Gemüse, Blumenschmuck und Beerensträuchern. Dieser kleine Garten im oberösterreichischen Voralpenland steht in der guten alten Tradition des Nutzgartens. Das dazugehörige Häuschen, seit Langem in Familienbesitz, lassen die jetzigen Eigentümer sanieren, wobei die alten Steinmauern stehen bleiben. Auf traditionelle Weise mit Lehmputz und Kalkfarbe entsteht es neu, so wie es einst ausgesehen hat. Der Garten, in den vergangenen Jahrzehnten zum Parkplatz verkommen, wird ebenfalls wiederbelebt.

Lage des GartensTraunkreis (AU)
Größe des Gartens140 m²
Planungsbürogrün² Gartendesign
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FotografiePixelfoto Michael Sklenka
Der Garten passt mit seinen natürlichen Materialien und der typischen Mischung aus Blumen, Beerensträuchern und Gemüse in den ländlichen Raum, zum Haus und zu der Familie, der es wichtig ist, sich selbst mit Obst und Gemüse zu versorgen.

Alois Haider

Es entwickelt sich ein sehr persönliches Refugium mit natürlichen, unbehandelten Materialien, das zur ländlichen Umgebung und zum Wohnhaus passt. Und nicht zuletzt zu der Familie, der es wichtig ist, sich selbst mit Obst, Gemüse, Kräutern und Beeren zu versorgen. Von Anfang an steht fest: Die alten Apfelbäume, die der Großvater einst pflanzte, bleiben. Gartenplaner Alois Haider integriert sie allesamt in sein Konzept, auch wenn dafür schon einmal Aussparungen im neuen Lattenzaun aus unbehandeltem Lärchenholz notwendig werden. Die alten charaktervollen Bäume fungieren als Raumbildner und Schattenspender des kleinen Gartens. Apfel- und Birnbäume sind typisch für die Region, die für Most, Obstbrände und Obstessig bekannt ist. Das hat Tradition, daher wird der alte Mühlstein der Obstmühle, auf dem Speicher entdeckt, kurzerhand zum Quellstein umfunktioniert und bereichert so die Gestaltung mit dem Element Wasser. Auch für die vielen weiteren Wünsche – Hochbeete sowie Sitz- und Liegeplätze mit Sichtschutz, aber ohne den Bergblick einzuschränken – findet der Gartenplaner durch kluge Raumaufteilung den richtigen Platz. Je kleiner der Raum, desto sorgfältiger muss geplant werden. Wege sind so angelegt, dass alle Elemente miteinander verbunden sind. Vom Haus aus lässt sich der Raum trotz geringer Größe nicht mit einem Blick erfassen. Das macht neugierig auf eine kleine Runde durch den Garten. Gemauerte Hochbeete aus Naturstein (Travertin) strukturieren die Fläche und beherbergen Gemüse und Kräuter wie Rosmarin, Salbei und Rucola. Der warme Ton des Travertins verleiht mediterranes Flair, dazu passen Sommerstauden wie Sonnenbraut (Helenium x cult.), Purpurfarbener Sonnenhut (Echinacea purpurea) und Lavendel (Lavandula), die mit ihren kräftigen Blütenfarben das Grün beleben. „Die Bepflanzung und die dezente Beleuchtung machen den Garten jetzt zu jeder Tages- und Jahreszeit erlebbar, selbst von den Innenräumen des Hauses“, sagt Alois Haider. Und dann wartet der kleine Garten noch mit einer Besonderheit auf, die jedoch für einen Nutzgarten nur konsequent ist: ein Erdkeller, in den Lehmboden hinein gegraben, mit Mauern stabilisiert und mit einer dicken Erdschicht bedeckt. Dort lagern Obst, Most und Wurzelgemüse bei nahezu konstanter Temperatur und Feuchtigkeit.

Impressionen