
Mosaik aus Halmen und Rispen
Hier steckt viel Herzblut drin.

„Da steckt ganz viel Herzblut drin. Wir mussten verschiedene Motive entwickeln und davon Muster anfertigen, bevor wir in die Produktion gehen konnten.”

André Hellberg
Rechtzeitig konnte sich Landschaftsarchitekt André Hellberg mit seinen Vorschlägen für den Garten einbringen, sodass diese beim Umbau berücksichtigt wurden. Die im Original erhaltene Hochparterre-Terrasse wurde dabei erweitert und darunter weiterer Wohnraum geschaffen. Im Zentrum des Gartens ent- stand ein rechteckiger Senkgarten, der das Flair vergangener Tage wieder zum Leben erweckt. Für diesen abgesenkten Bereich ließ sich André Hellberg etwas ganz Besonderes einfallen: der Bodenbelag setzt sich aus Platten zusammen, die das Motiv „Halm und Rispe“ in verschiedenen Abwandlungen zeigen. Die Platten wurden von der Bildhauerin Lena Zehringer aus Waldkraiburg von Hand modelliert und bestehen aus Beton, einem Material, das man sonst meist mit Einfallslosigkeit in Verbindung bringt – ein Vorurteil, wie man sieht. In Hausnähe sind es abstraktere Rispenformen, ebenso auf den Pflanzkübeln, welche die Stufen rahmen. Die Stufen selbst sind mit natürlichen Rispenabdrücken versehen; das Zentrum des Senkgartens ist schließlich mit besonders aufwendigen figürlichen Darstellungen geschmückt. „Da steckt ganz viel Herzblut drin. Wir mussten verschiedene Motive entwickeln und davon Muster anfertigen, bevor wir in die Produktion gehen konnten – das hat viel Zeit in Anspruch genommen“, berichtet André Hellberg. Als Kontrast zu den hellen Betonplatten wurde belgischer Klinker verwendet, der in alter Handwerkstradition gefertigt wird. Ein weiteres schönes Detail sind die mit länglichen Kieselsteinen belegten Pflaster. Zistrosen (Cistus laurifolius) mit ihren typisch zerknitterten weißen Blüten und dem grau-grünlich duftenden Laub durchbrechen in ihren kleinen Pflanzbeeten das Muster der Bodenplatten. Hier im tiefer gelegten Garten steht das wärmebedürftige Mittelmeergewächs vor kaltem Wind geschützt. Eine Pergola aus roh geschältem Kastanienholz schirmt den Platz zum Nachbargrundstück ab und schafft Intimität. Stufen führen vom Senkgarten in den hinteren parkartigen Bereich, der mit einer kapitalen Esche (Fraxinus excelsior), einer Eiche (Quercus) und einem Walnussbaum (Juglans regia) nahezu unverändert blieb. Für den Vorgarten fanden sich auf historischen Zeichnungen noch Fragmente der ehemaligen Gestaltung, die André Hellberg gerne aufgriff. Er pflanzte dort Rotdorn (Crataegus laevigata 'Paul's Scarlet') und eine Auswahl an Stauden, die von Mahonien (Mahonia aquifolium 'Apollo') eingefasst werden. Und noch ein weiteres „Schmankerl“ hat der Garten zu bieten, denn André Hellberg konnte die anfangs skeptischen Besitzer davon überzeugen, einen Nutzgarten im hinteren Bereich einzurichten, was in dieser Gegend einmal durchaus verbreitet war. Es ist aber nicht der klassische Gemüsegarten, sondern ein essbarer „Staudengarten“ – alle Pflanzen, von Cardy (Cynara cardunculus) über Indianernessel (Monarda didyma) bis hin zu verschiedenen Taglilien (Hemerocallis) sind essbar. Schöner Nebeneffekt: die Kinder des Hauses kennen bereits all die essbaren Stauden des Nutzgartens beim Namen.
