
Balance zwischen Anspruch und Natur
Der verwunschene Garten sollte sich in eine repräsentative Anlage verwandeln.

„Trotz der Ansprüche konnte das Grundstück in seiner Eigenart erhalten werden. Es entstand ein formaler Garten, der in das natürliche Landschaftsbild eingebunden ist.”

Mechthild von Puttkamer und Jan Günther
Keine leichte Aufgabe für die beiden Landschaftsarchitekten Mechthild von Puttkamer und Jan Günther, denn große Teile des Grundstücks liegen im baurechtlichen Außenbereich und sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Daher mussten zuerst viele baurechtliche Fragen gelöst werden, bevor es an die Umgestaltung ging. Und es gab noch eine weitere große Herausforderung zu meistern: die vielen Wünsche der Bauherren mit der sensiblen Lage am Seeufer unter einen Hut zu bringen. Nachträglich zieht Mechthild von Puttkamer eine positive Bilanz: „Trotz der Ansprüche konnte das Grundstück in seiner Eigenart erhalten werden. Es entstand ein formaler und repräsentativer Garten, der in das natürliche Landschaftsbild eingebunden und mit den Nachbargrundstücken, dem See und dem Wald verknüpft ist.“ Das Grundstück wird von einer kleinen Uferstraße in zwei Bereiche geteilt – eine ganz typische Situation am Ostufer des Starnberger Sees. Das schmale Seeufergrundstück ist ca. 800 Quadratmeter groß; um die Villa wurden weitere 3.500 Quadratmeter neu gestaltet. Im sensiblen Uferbereich ist die Gestaltung naturnah und zurückhaltend: „Der See und die großen Buchen dort tragen diesen Bereich allein, wir haben lediglich Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen“, sagt Mechthild von Puttkamer. Drei Stege, für die ein Nutzungsrecht besteht, führen ein Stück aufs Wasser hinaus. Da der See aber zur „Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen“ gehört, benötigte man deren Einverständnis, um die Stege sanieren zu können. Auch die Sache mit dem Sichtschutz gestaltete sich kompliziert. „Wegen der nahen Uferstraße ist das Bedürfnis nach Privatheit groß. Es bestand jedoch die Auflage, dass man von der Uferstraße aus auf den See blicken kann“, erklärt Mechthild von Puttkamer. Eine durchgängige hohe Hecke kam also nicht infrage. Die beiden Landschaftsarchitekten lösten das Problem mit gestuften Heckenelementen, die eine Balance zwischen Sichtschutz und Seeblick herstellen. Intensiver ist der Bereich um die Seidl-Villa gestaltet. Geschwungene Kieswege und -flächen wurden nach historischen Fotografien wiederhergestellt. Eiben- und Buchskugeln im Wechsel säumen die Wege, bieten Sichtschutz und gliedern den Garten. Um die Villa blühen üppige Staudenbeete mit Eisenhut (Aconitum), Akelei (Aquilegia), Glockenblumen (Campanula), Kugellauch (Allium), Rittersporn (Delphinium) und dazu viele Pfingstrosen (Peaonia) – wie in einem romantischen Bauerngarten. Den Hang terrassieren Natursteinmauern aus Gneis und Quarzmarmor (Rauriser), die einzelne Ebenen schaffen. Nahe am Haus befindet sich ein einladender Sitzplatz, der von vier Dachplatanen (Platanus acerifolia 'Dachform') beschattet wird. Vom Nachbargrundstück fließt ein kleiner Bach durch den unteren Teil des Gartens, der zu einem kleinen Lehmschlagteich aufgestaut wurde. Um den Teich und am Bachlauf wachsen u.a. Hirschzungenfarn (Phyllitis), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Schaumkräuter (Cardamine) und Wollgras (Eriophorum). Trittplatten queren den Teich und münden auf den Weg, der zur Villa zurückführt. In Richtung Wald erstreckt sich ein landschaftlicher Garten aus Rasenflächen und einem Obsthain. Die alten Buchen- und Eichenbestände am Hang sorgen für einen fließenden Übergang in die Landschaft. Dort oben lädt ein kleiner Sitzplatz dazu ein, die Abendsonne und den Blick auf den ruhigen See zu genießen.
