Savoire vivre

Gartenkunst am steilen Hang

"Savoire vivre", "La dolce vita" oder doch das klassische "Carpe diem". Es ist eigentlich egal nach welchem dieser Mottos man lebt, sagen sie im Grunde doch das gleiche: Genieße das Leben! Und in diesem südlich anmutenden Garten mit Hanglage fällt das nicht schwer.

Ein steiles Grundstück ist immer eine Herausforderung für einen Planer – diese ist umso größer, je kleiner und steiler das Gelände ist. Dann kann die Böschung am Sitzplatz schnell als dunkel und bedrohlich wahrgenommen werden, und das nicht nur bei Starkregen. So wie in diesem Garten, in dem man das ungute Gefühl hatte, in einer Grube zu sitzen, da die alte Hangabsicherung viel Platz in Anspruch nahm. „Die Blickrichtung des Sitzplatzes geht direkt auf die bestehende Böschung mit über 4 m Höhenunterschied. Es war daher wichtig, die Hangbefestigung einerseits nutzbar und andererseits visuell attraktiv zu machen“, erklärt Landschaftsarchitektin Anja Gut, die zusammen mit ihrem Mann Michael den schwierigen Umbau übernahm. Für das junge Planerteam aus der Schweiz stand fest: Diese Situation kann man nur verbessern, wenn man die Absicherung am Hang ändert. Also wurde die steile Böschung komplett mit Trockenmauern aus Rorschacher Sandstein terrassiert – eine Herausforderung, die viel handwerkliches Geschick erforderte.

Lage des GartensOlten (CH)
Größe450 m²
PlanungsbüroHariyo Freiraumgestaltung GmbH
Zum Profil
AusführungSalamander Naturgarten AG
FotografieBenedikt Dittli
Trotz des großen Terrainsprunges im kleinen Raum wirkt der Hanggarten leicht verspielt, sodass eine hochwertige Aufenthaltsatmosphäre entstseht.

Anja Gut (im Bild) und Michael Gut

Die Terrassierung erfüllt gleich mehrere Aufgaben: In erster Linie dient sie der Hangsicherung; gleichzeitig schafft sie mehr Raum für die artenreiche Bepflanzung aus Sträuchern, Stauden und Kräutern. Und sie bietet sogar noch Platz für einen Brunnen mit Wasserspeiern als Blickfang, für eine integrierte Sitzbank und einen kleinen Nutzgarten. Ein Zugewinn an Fläche, den nun reichhaltiges Leben füllt. So entstand ein verspielter Terrassengarten mit unterschiedlichen Gartenräumen: mit einem großzügigen Sitzplatz am Haus und einer Sommerlounge, die jeweils den Brunnen im Blick haben. Gleichzeitig wurde ein Lichthof gebaut, der dem Wellnessbereich im Untergeschoss des Hauses vorgelagert ist. Die weiß verputzte Stützmauer dort bietet den Pflanzen eine große Leinwand für wechselnde Schattenspiele. Vom Lichthof führt eine sich nach oben verjüngende Treppe hinauf zum oberen Terrassensitzplatz. Dort bestimmen ausgesuchte Solitäre die Stimmung wie ein Japanischer Gold-Ahorn (Acer shirasawanum 'Aureum'), der zusammen mit dem neu gepflanzten Harlekin-Losbaum (Clerodendron trichotomum var. fargesii) als gestalterische Einheit wahrgenommen wird. Artenreiche Wildhecken aus Echter Felsenbirne (Amelanchier rotundifolia), Felsenkirsche (Prunus mahaleb), Gemeinem Schneeball (Viburnum opolus), Hechtrose (Rosa glauca) und Weinrose (Rosa rubiginosa) säumen die Grundstücksgrenzen. Naturnah wirken auch die Beete am terrassierten Hang. Das Planerteam arbeitete dabei ganz bewusst mit Stauden, die eine auffallende Blattfarbe besitzen, so wie der Purpur-Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris 'Ravenswing') mit seinem bräunlich-grünen Laub oder die Silberkerze (Cimicifuga ramosa 'Atropurpureum') mit ihren rot-violetten Blättern. Ergänzt wird die Staudenpflanzung mit Gräsern wie Diamant-Reitgras (Calamagrostis brachytricha), Bläulicher Rutenhirse (Panicum virgatum 'Heavy Metal') und Riesen-Federgras (Stipa gigantea), die Struktur zwischen die Stauden bringen. Dass eine lebendige artenreiche Bepflanzung und eine geordnete, architektonische Linienführung zusammenpassen – dafür liefert dieser Hanggarten den besten Beweis!

Impressionen