Ferien im eigenen Garten
Auf die Plätze, fertig, los! Ohne viel Nachzudenken soll sich in diesem Garten jeder frei bewegen können - egal ob mit oder ohne Rollstuhl. Dies erforderte eine außergewöhnliche Planung.
Ein artenreicher Garten, der den Bedürfnissen zweier Generationen gerecht wird und gleichzeitig Feriengefühle weckt – das ist den beiden Gartenplanern Anja und Michael Gut mit ihrer naturnahen Gestaltung gelungen. Für die ältere Generation ist es wichtig, sich möglichst barrierefrei im Garten bewegen zu können – ohne Treppen oder sonstige potenzielle Stolperquellen. Für die jüngere Generation stehen Spiel und Spaß am Schwimmteich und eine unbeschwerte Auszeit im Vordergrund – gerade in Corona-Zeiten ein echtes Bedürfnis. Damit auch die Großeltern den Garten ohne Einschränkung nutzen können, sind die Wege überwiegend mit Natursteinplatten aus Luserna Gneis belegt, die rollstuhlgängig sind. Im Mittelpunkt des Gartens stehen der naturnahe Schwimmteich und eine großzügige Pergola, die teilweise überdacht und somit auch bei schlechtem Wetter nutzbar ist. Sie wurde individuell angefertigt und entstand in Zusammenarbeit mit Fachplanern aus dem Metall- und Holzbau. Dort sitzt man dank Dach und Rückwand von Einblicken aus dem höher gelegenen Nachbarhaus geschützt und genießt die intime Atmosphäre am naturnahen Schwimmteich.
„Die Vorgabe der Rollstuhlgängigkeit hat Gestaltung und Materialisierung natürlich eingeschränkt. (...) Durch Steine mit Eiseneinlagerungen (haben wir) bewusst farbliche Akzente gesetzt.”
Anja Gut (nicht im Bild) und Michael Gut
Der Schwimmteich orientiert sich an einem natürlichen Stillgewässer (z.B. Flachwassersee) mit einer hohen Artenvielfalt aus verschiedenen Organismen im Wasser. Ein Partikelfilter mit UV-Lampe in einem externen Pumpenschacht unter der Holzterrasse garantiert, dass das Wasser ganzjährig klar bleibt. Den zentralen Bereich aus Schwimmteich und Pergola umrahmen Vegetationsflächen aus Wildblumenwiesen und Blumenrasen, die auf die ländliche Umgebung am Jurasüdfuß Bezug nehmen. Solch extensive Wiesen gedeihen am besten auf magerem Boden mit gutem Wasserabzug. Dazu wurde zunächst Kulturerde abgetragen, dann kam eine Drainage-Schicht aus Betonkies auf die Fläche und schließlich wurden die Wildblumensamen auf einer dünnen Schicht Kulturerde ausgesät, die in ihrer Zusammensetzung einer artenreichen Fromental-Goldhafer Wiese (typisch für das Schweizer Mittelland) entsprechen. Die Mischung enthält beinahe 50 verschiedene Arten, darunter so attraktive Stauden wie Schafgarbe (Achillea millefolium), Karpaten-Wundklee (Anthyllis carpatica), Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) oder Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia). Allerdings garantiert nur die richtige Pflege den Erhalt der Artenvielfalt. Artenreich sind auch die anderen Bereiche dieses stimmungsvollen Naturgartens gestaltet. Selbst die Mauerkronen der Trockenmauern beherbergen botanische Schätze wie etwa Schwarzen Geisklee (Cytisus nigricans), Rosmarin-Seidelbast (Daphne cneorum) und Färber-Ginster (Genista tinctoria) – Kleinsträucher, die in der Natur der Schweiz vorkommen und Insekten etwas zu bieten haben. Ergänzt wird die Auswahl mit mediterranen Gehölzen wie Rosmarin (Rosmarinus officinalis) und dem seltenen Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus). Sie verbreiten den Flair des Südens und lassen zusammen mit der Pergola und dem Schwimmteich Ferienstimmung bei allen Generationen aufkommen.
